Co-Autorin: Ana Hermannsdörfer, Fachphysiotherapeutin & Sexualpädagogin https://www.mitte-der-kraft.de/
Der menschliche Körper ist ein faszinierendes Zusammenspiel komplexer Systeme - insbesondere der Beckenboden ist ein äußerst wichtiger Teil davon. Der Beckenboden ist eine Gruppe von Muskeln, die den Boden des Beckens stützen und wichtige Funktionen wie die Kontrolle der Blase und des Darms sowie die Unterstützung der inneren Organe übernehmen. Neben diesen lebenswichtigen Aufgaben gibt es auch einige weniger bekannte Phänomene, die mit dem Beckenboden in Verbindung stehen, darunter das sogenannte "Queefing".
Beckenboden & Queefing: Was ist das eigentlich?
Als Queefing bezeichnet man den geruchlosen Lufteinschluss in die Vagina, der absolut nichts mit deiner Ernährung oder dem Darm zu tun hat. Im Volksmund wird er auch als "Vaginalfurz" bezeichnet, denn der Begriff wird verwendet, da es sich rein akustisch um das gleiche Geräusch handelt, das entsteht, wenn die eingeschlossene Luft wieder aus der Vagina entweicht. Dieses Geräusch ähnelt oft dem Klang eines Furzes, obwohl es sich hier tatsächlich um Luft handelt, die während bestimmter Bewegungen oder Aktivitäten in die Vagina gelangt und dann durch die Bewegung wieder herausgedrückt wird. Queefing entsteht also, wenn Luft in den Vaginalkanal gedrückt wird und sich darin festsetzt.
Beckenboden & Queefing: Warum tritt es auf?
Queefing tritt normalerweise auf, wenn Luft in die Vagina gelangt und dann durch Bewegungen, insbesondere solche, die den Beckenboden bzw. die Beckenbodenmuskulatur beanspruchen, wieder herausgedrückt wird. Dies ist sicherlich schon einigen von uns bei den unterschiedlichsten Aktivitäten passiert. Insbesondere bei folgenden Aktivitäten ist Queefing keine Seltenheit:
Geschlechtsverkehr: Während des Geschlechtsverkehrs können unsere Bewegungen dazu führen, dass Luft in die Vagina gelangt und dann während oder nach dem Akt wieder entweicht
Yoga und Sport: Bestimmte Yoga-Positionen oder sportliche Aktivitäten, die die Muskeln des Beckenbodens stark beanspruchen, können dazu führen, dass Luft in die Vagina gelangt und das Queefing verursacht
Verwendung von Vaginalprodukten: Die Verwendung von Tampons, Menstruationstassen oder anderen Vaginalprodukten kann Luft in die Vagina drücken und zu Queefing führen
Beckenboden, Muskulatur & Co.: Was kann man gegen Queefing tun?
Es ist besonders wichtig zu verstehen, dass Queefing ein natürlicher Vorgang ist und in den meisten Fällen keine Gesundheitsprobleme verursacht. Dennoch ist das Geräusch vielen von uns sehr unangenehm - insbesondere, wenn es in der Öffentlichkeit passiert. Dabei handelt es sich um eine normale Reaktion des Körpers auf die Bewegung von Luft in der Vagina.
Obwohl Queefing alle Frauen betreffen kann, besteht eine erhöhte Korrelation bei Frauen, die bereits mindestens eine Schwangerschaft hinter sich haben. Je öfter du schwanger warst, desto überdehnter sind sehr wahrscheinlich die Bänder und die Muskulatur, die in deinem Beckenboden sitzen. Diese bilden sich zwar im Laufe der Zeit zurück - dennoch ist es umso wichtiger, auf Sportarten nach der Geburt vorübergehend zu verzichten, die den Beckenboden durch besonders abrupte Bewegungen oder starke Erschütterungen beanspruchen, damit sich deine Beckenhöhle, dein Bauch und dein Beckenboden ausreichend regenerieren können.
Es gibt jedoch einige Maßnahmen, die ergriffen werden können, um das Auftreten von Queefing zu minimieren und den Beckenboden zu stärken:
Beckenbodentraining: Das regelmäßige Training der Beckenbodenmuskulatur kann die Muskeln stärken und die Kontrolle über den Luftfluss verbessern.
Positionierung während des Geschlechtsverkehrs: Das Ausprobieren verschiedener Positionen beim Geschlechtsverkehr kann dazu beitragen, das Eindringen von Luft zu reduzieren.
Atmung und Entspannung: Tiefes Atmen und Entspannungsübungen können helfen, den Beckenboden zu entspannen und das Auftreten von Queefing zu minimieren.
Vaginalprodukte: Beim Einsetzen von Vaginalprodukten sollten Sie darauf achten, diese richtig zu platzieren, um das Eindringen von Luft zu verhindern.
Körperbewusstsein: Ein besseres Verständnis des eigenen Körpers und seiner Reaktionen kann dazu beitragen, Queefing weniger störend zu empfinden.
Fazit
Queefing mag auf den ersten Blick unangenehm oder peinlich erscheinen, ist aber ein völlig natürlicher Prozess. Die Rolle des Beckenbodens ist für unseren Körper immens und kann daher auf unterschiedliche Weise auf Luftbewegungen und Körperpositionen reagieren. Indem man sich über den Beckenboden informiert, Beckenbodentraining durchführt und einige der genannten Tipps befolgt, können Menschen, die sich von Queefing betroffen fühlen, lernen, damit umzugehen und sich wohler in ihrem Körper zu fühlen. Ganz ohne Scham - denn unsere Körper sind einzigartig.
Quellen:
1) Hedwig Neels, Xavier Mortiers, Sybrich de Graaf, Wiebren A.A. Tjalma, Stefan De Wachter, Alexandra Vermandel, Vaginal wind: A literature review, European Journal of Obstetrics & Gynecology and Reproductive Biology, Volume 214, 2017, Pages 97-103. www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0301211517302063 (zuletzt aufgerufen am 12. August 2023)
2) Neels, H., Pacquée, S., Shek, KL. et al. Is vaginal flatus related to pelvic floor functional anatomy?. Int Urogynecol J 31, 2551–2555 (2020). https://doi.org/10.1007/s00192-020-04371-9 (zuletzt aufgerufen am 12. August 2023)
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